Künstliche Intelligenz und grenzüberschreitende Medizin
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Freiburg, 10.07.2020
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich am Freitag, den 10. Juli 2020, über die Spitzenstellung der Albert-Ludwigs-Universität auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) und über zukunftsweisende Konzepte der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Medizin am Universitätsklinikum Freiburg informiert. Jean Rottner, Präsident der Region Grand Est, hat ihn begleitet. Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer betonte, dass sich der international herausragende KI-Standtort Freiburg durch Leistungsfähigkeit, Kreativität, Innovationskraft und Vielfalt auszeichne: „Das gilt für Forschung, Lehre und Transfer, und die Leistungsdaten belegen dies eindrücklich: Wir sind auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz eine der europaweit publikationsstärksten Einrichtungen.“ Diese Stärke sei zuletzt auch durch die Aufnahme der Universität Freiburg in das European Laboratory for Learning and Intelligent Systems (ELLIS) bestätigt worden.
„Künstliche Intelligenz hat vielleicht die stärkste Veränderungskraft, die der technische Fortschritt je gesehen hat“, sagte Ministerpräsident Kretschmann. Deshalb investiere Baden-Württemberg als international wettbewerbsfähiger Innovationsstandort massiv in die KI-Technologie: „Ich bin beeindruckt über die Forschung zu den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, die an der Universität Freiburg vorangetrieben wird und die ihre praktische Anwendung etwa bei der Entwicklung von Robotern für Medizin, Landwirtschaft oder für Menschen mit Behinderung findet. Die Universität Freiburg ist einer der Garanten dafür, dass Baden-Württemberg auch in Zukunft Schrittmacher im Bereich der KI bleibt. Mit der Einrichtung einer ELLIS-Unit arbeitet sie an einem europäischen Netzwerk herausragender Forschungsstandorte mit, was mich besonders freut.“
In der Roboterhalle der Technischen Fakultät präsentierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die vielfältigen Projekte rund um KI made in Freiburg: Der Navigationsroboter „Obelix“ könnte in Zukunft selbstständig Einkäufe erledigen und Kurierdienste übernehmen; das „Sensorauto“, ein mit Sensoren, Kameras sowie einen komplexen Lokalisierungssystem ausgestatteter PKW, sammelt Daten im urbanen Verkehr mit dem Ziel, autonomes Fahren zu ermöglichen; der Serviceroboter „Canny“ könnte etwa in einem Krankenhaus zum Transport von Medikamenten zum Einsatz kommen: Er ist mit interner Kraftsensorik ausgestattet, sodass er auf die Interaktionen in seinem Umfeld reagiert und sich nach der Sicherheit der ihn umgebenden Menschen ausrichtet.
Eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit KI bietet der Forschungsschwerpunkt „Verantwortliche Künstliche Intelligenz“ des Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS). Die Gruppe befasst sich mit normativen und philosophischen Grundlagen sowie ethischen, rechtlichen und sozialen Herausforderungen der Interaktion von Menschen mit intelligenten Systemen. Großes Entwicklungspotenzial für KI-bezogene Aktivitäten an der Universität Freiburg sieht Schiewer zudem im neuen Forschungsgebäude Intelligent Machine-Brain Interfacing Technology (IMBIT) und in der Zusammenarbeit zwischen Universität und Fraunhofer-Gesellschaft.
Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums, hob beim Besuch des Ministerpräsidenten und des Präsidenten der Region Grand Est im Klinikpark den hohen Stellenwert hervor, den KI und Digitalisierung in der Freiburger Medizin genießen. Wenz unterstrich die Bedeutung der engen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Krankenversorgung, Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Medizin – gerade im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Frankreich bei der Bewältigung der Corona-Pandemie: „Wir in Freiburg gehören nicht nur bundesweit zu den Kliniken mit der größten Therapieerfahrung bei dieser immer noch sehr neuen Erkrankung, sondern sind auch eng in die Region am Oberrhein mit seinen drei angrenzenden Ländern eingebunden – und so haben sich in Zeiten der Pandemie die guten nachbarschaftlichen Beziehungen insbesondere zu Frankreich bewährt.“
Auch der Ministerpräsident hob die langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Region Grand Est hervor: „Ich danke dem Uniklinikum Freiburg besonders für die außergewöhnliche Kraftanstrengung bei der Versorgung der Corona-Patientinnen und Corona-Patienten, von denen einige auch aus dem Elsass kamen“, erklärte Kretschmann. „Unsere enge regionale Verzahnung wollen wir nutzen und weiter ausbauen, denn man kann immer mehr tun. Als eine Möglichkeit sehe ich ein Beistandsabkommen für den Krisenfall. So können wir uns noch besser helfen und unterstützen, wenn Katastrophen oder Pandemien Grand Est oder Baden-Württemberg treffen.“
Ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsversorgung zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg könnte Wenz zufolge das Verbundprojekt CLINNOVA werden, zumal die Standorte Strasbourg und Freiburg über den Verbund Eucor – The European Campus bereits eng vernetzt sind. Das Vorhaben CLINNOVA könnte es den Medizinerinnen und Medizinern ermöglichen, trinational mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz und der Hochdurchsatz-Auswertung großer Datensammlungen die Diagnostik, Prognose des Krankheitsverlaufs und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden voranzutreiben sowie Standards und Plattformen für Europa zu erarbeiten. Davon könnten beispielsweise Menschen mit Tumorerkrankungen oder komplexen Entzündungen profitieren.
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